Der Südflügel der Heeresgruppe Nord war seit kurzer Zeit bis in den Raum südostwärts Newel ausgedehnt worden. Da gelang es den Russen am 6.10.1943 früh, beim rechts benachbarten Luftwaffen-Feldkorps und zwar auf der Naht zur Heeresgruppe Mitte überraschend einen unerwartet tiefen Einbruch zu erzielen. Der Feind fuhr mit 20 Panzern T 34 auf der Rollbahn nach Nordwesten und nahm nach wenigen Stunden die 20 km hinter der Front liegende Stadt Newel, einen wichtigen Knotenpunkt für Bahn und Straße, in Besitz, voll von Urlauberzügen und von Armeelagern, ohne dass der Ort alarmiert und verteidigt wurde.
Jetzt klaffte außerdem zur Heeresgruppe Mitte eine Frontlücke von 20 km. Seitens der l6. Armee wurde noch am 6.10.1943 die 58. Division, bisher als Armee-Reserve bei Pustoschka (60 km nordwestlich Newel), in die Einbruchsstelle vorgeführt, um den angreifenden Feind zum Stehen zu bringen und Newel wieder zu nehmen.
Bahntransport in den Raum Newel
Die Greif-Division verteidigte sich nach Bereinigung der örtlichen Krise bei Staraja Russa Anfang Oktober im Raum um Penna, als sie ab 7.10.1943 beschleunigt zu einem weit abgelegenen Feuerwehreinsatz herausgelöst wurde. Im Eisenbahntransport, teilweise durch Partisanengebiete fahrend, ging es von Tuleblja über Dno, Porchow, Pleskau zunächst nach Westen, dann nach Süden abbiegend über Opotschka in mehr als 400 km langer Fahrt zur Ausladung bei Idritza und Pustoschka an den Südflügel der 16.Armee. Der erste Generalstabsoffizier (Ia) der 122. Infanterie-Division, mit dem voraus beförderten Personal im vordersten Transport fahrend, entschloss sich am 8.10.1943 früh in Pleskau, bei der dort liegenden Heeresgruppe Nord eine Orientierung über die Lage einzuholen. Dort erfuhr er, daß die 58. Infanterie-Division in einem sich wenige km um Newel herumziehenden Bogen gegen zunehmenden Feindwiderstand kämpfte. Das bewährte General-Kommando des I.Armee-Korps (I.A.K.) hatte, vom Wolchow kommend, gerade den Befehl über die Truppen bei Newel übernommen. Als zweite Division wurde nun die Greif-Division hier in den Kampf geworfen. Die Heeresgruppe Nord ermöglichte es dem 1. Generalstabs-Offizier der 122. Division, im Fieseler Storch von Pleskau zum I.A.K. zur Einweisung zu fliegen. Der Flugweg führte über ein weites, von Partisanen beherrschtes Waldgebiet südlich Pustoschka. Das Gelände um Newel selbst bot einen im Norden Russlands unbekannten, dafür ungewohnt schönen Anblick: Zahlreiche Seen, von Hügeln und Höhen umrahmt, bildeten eine Art “Russische Schweiz.” Beim I.A.K. in Mamonkino (15 km nordwestlich Newel) traf der Divisions-Kommandeur General Chill, ebenfalls mit einem Storch geflogen, mit seinem Ia überraschend zusammen ein. Dieses vorher nicht verabredete Treffen bewies die Beweglichkeit und Übereinstimmung der Divisionsführung. Beide besaßen übrigens zum I.A.K. vielfältige und langjährige kameradschaftliche Verbindungen, eine gute Voraussetzung für eine gedeihliche Zusammenarbeit mit der vorgesetzten Dienststelle. Die 122. Infanterie-Division sollte hinter der 58. Infanterie-Division im Raum um Begunowo (12 km nordwestlich Newel) versammelt und anschließend links neben dieser Division eingesetzt werden. Nach dieser Verbindungaufnahme flogen Kommandeur und Ia zu ihren Stäben zurück; der Ia konnte noch am gleichen Tag an die ausladenden Truppenteile den ersten Befehl zum Weitermarsch in den Raum Newel herausgeben. In der folgenden Nacht griffen russische Bomber die Aufladeorte an und verursachten unter den Vorkommandos Verluste. Die Straße von Pustoschka nach Newel befand sich in sehr gutem Zustand. Zwischen ihr, der von Ost nach West verlaufenden Bahnlinie und der weitab liegenden Stadt Polozk lag ein ausgedehntes Partisanengebiet mit Verbindung zur Einbruchsstelle, gegen das gerade eine umfangreiche Säuberungsaktion durch Polizei-Einheiten anlief.
Der Angriff südlich des Karataj-Sees
Am 11.10.1943 um 16.00 Uhr übernahm die 122. Infanterie-Division den Befehl über ihren neuen Verteidigungsabschnitt zwischen Worosheika und Karataj-See, in dem noch das G.R.209 und die A.A.58 der 58. Infanterie-Division eingesetzt waren. Im Laufe des 12.10.1943 war auch der größte Teil der Kampftransporte der Greif-Division eingetroffen. I./G.R.411 löste bei Worosheika ab, links anschließend G.R.409. Die links benachbarte Enge zwischen Karataj- und Bol Iwan-See wurde, zur 263. Infanterie-Division gehörig, von zwei abgekämpften Heeres-Pionier-Bataillonen verteidigt. Zu ihrem artilleristischen Schutz, musste die 122. Infanterie-Division ihre I.Abteilung A.R.122 abgeben und hinter der Seenenge einsetzen. Der 13.10.1943 verlief verhältnismäßig ruhig bei geringem feindlichen Artillerie- und Granatwerferfeuer. Um 15.30 Uhr überflogen zwei russische Aufklärer den linken Teil des Divisions-Abschnittes. Die Hauptkampflinie (HKL) verlief bei Worosheika nicht ungünstig vor der teilweise tief eingeschnittenen Eisenbahnlinie, anschließend jedoch hinter dem Scherschenka-Fluß im offenen Talgrund. Hier sah der Gegner von einem Feldherrnhügel, der beherrschenden Höhe 180,3, uns 30 m überhöhend, die eigene Stellung, wie auch das Hintergelände völlig ein. Für eine dauerhafte Verteidigung war diese Hauptkampflinie (HKL) ungeeignet. Der Divisionskommandeur beantragte deshalb umgehend die Genehmigung für einen Angriff der Division zur Inbesitznahme der Höhe 180,3 und bat um Verstärkung durch Panzer, Sturmgeschütze sowie Artillerie und Granatwerfer hierfür. Korps und Armee gaben ihre Zustimmung und unterstellten die erbetenen Verstärkungen. G.R.410 wurde rechts von G.R.409 eingeschoben und für alle Truppenteile eingehende Gefechtsaufklärung befohlen. Um dem Feind nicht lange Zeit zum Befestigen seiner erst seit vier Tagen erreichten Stellung zu lassen, sollte der Angriff bereits am 15.10.1943 früh erfolgen. Am 14.10.1943 griff der Feind schwach an.
Der Vorstoß wurde abgewiesen. An diesem Tag zog die Division alle Kommandeure zu einer Angriffsbesprechung zusammen. Der Angriffsplan sah vor, zur Wahrung der Überraschung auf Vorbereitungsfeuer zu verzichten und nach einem kurzen Feuerschlag aller Waffen in zwei schmalen Gruppen vorzustoßen, rechts G.R.410 mit den Tiger-Panzern, links G.R.409 mit den Sturmgeschützen. Auf das Unterlaufen des feindlichen Sperrfeuers durch die Infanterie, auf das Heranbleiben am eigenen Feuer, wurde besonders hingewiesen. G.R.411 sollte seinen linken Flügel, rechts an G.R.410 anschließend, mit fortschreitendem Angriff vorklappen. General Chill fragte abschließend, ob jemand einen anderen Vorschlag vorzubringen habe. Der Kommandeur des G.R.409, Oberst Lehmann, meldete sich und beantragte, die Infanterie nicht mit allen Bataillonen gleichzeitig antreten zu lassen, sondern den Angriff in 2 Phasen zu führen und zwar zunächst G.R.410 mit den Panzern durch alle Waffen vorzuschießen. Zur Begründung seines Planes wies er darauf hin, daß vor G.R.409 die beherrschende Höhe 180,3 mit undurchsichtig bewaldetem Gelände läge, G.R.410 vor sich dagegen Panzer günstiges und besser übersichtliches Gelände habe; somit könne dieses Regiment in die Flanke des vor 409 liegenden Feindes gelangen und auch dessen Aufmerksamkeit und Gegenwirkung auf sich ziehen. In der 2. Phase sollten alle Unterstützungswaffen ihr Feuer vor 409 vereinigen, das sodann über die Scherschenka anzugreifen hätte, um in einem Zuge bis zur Höhe 180,3 vorzustoßen und diese beherrschende Höhe in Besitz zu nehmen. Was sich in der dichten Bewachsung verbarg, wusste man nicht. Beide Pläne hatten ihre Vor- und Nachteile. General Chill hörte auf die Stimme der Front und entschied so für den abgeänderten Plan. In der Nacht vor dem Angriff erlebte die Division zwei dramatische Momente. Entscheidend für den Einsatz der Panzer und Sturmgeschütze war die Frage, ob sie die Scherschenka durchqueren konnten. Die Erkundung von Furten sollte in der Nacht vom 14./15.10.1943 erfolgen. Nach Mitternacht meldete die Panzerabteilung, daß sie nicht durch die Scherschenka käme. Als jedoch kurz danach die Meldung der Sturmgeschütz-Abteilung eintraf, sie habe eine Furt gefunden, mußten auch die Panzer dort durchkommen, denn die Sturmgeschütze besaßen eine geringere Watfähigkeit als die Panzer. Der Divisionskommandeur beantragte noch in der Nacht die sofortige Ablösung des Kommandeurs der Panzer-Abteilung.
General Chill beabsichtigte, den Angriff von einer vorn gelegenen Beobachtungsstelle aus zu überwachen, die er noch bei Dunkelheit aufsuchte. Dort erreichte ihn die Meldung, daß die Seenenge nördlich des Karataj-Sees vom Feind durchbrochen wurde und daß er bereits in die Feuerstellung einer Batterie unserer dort eingesetzten I. Abteilung eingedrungen sei. General Chill ließ sich in seinem Entschluss, zum Angriff anzutreten, durch diese Flankenbedrohung nicht beirren und beauftragte den Ia, die erforderlichen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Als greifbare Reserve stand nur die 3. motorisierte Kompanie des Pionier-Bataillon 122 zur Verfügung, dazu stellte die Werkstatt-Kompanie ein bedingt einsatzbereites Sturmgeschütz und der Divisionsstab einen Zug 2cm Flak-Geschütze ab. Die verstärkte Pionier Kompanie erhielt den Auftrag, den angreifenden Feind auf die Seenenge zurückzuwerfen und die Batterie-Stellung wiederzunehmen. Im übrigen mußte die Division auf ihr Kriegsglück hoffen.
Der Angriff der Greif-Division auf die Höhe 180,3 begann am 15.10.1943 planmäßig. Um 7.05 Uhr eröffneten alle Waffen das Feuer auf die feindliche Hauptkampflinie (HKL), den Höhepunkt des Feuerschlages bildeten die Nebelwerfer, dann traten die Grenadiere schwungvoll an. Trotz der Überraschung des Gegners gab es zunächst einen harten Kampf, da der Russe in der Nacht eine frische Brigade herangeführt hatte. Unterstützt von Panzern, Sturmgeschützen und den immer vorne zu findenden Verbände der schweren Infanterie-Waffen und der Artillerie, ließen die Kompanien dem Gegner keine Ruhe und drängten ungestüm vorwärts. Bei G.R.409 lief nach Überwindung des ersten Feindwiderstandes alles unerwartet gut, feindliche Panzer traten hier nicht auf. Das Regiment stieß nach Erreichen des Höhengeländes weit über das Angriffsziel hinaus, im letzten Teil des Angriffs trat kaum noch Feind auf. Der Russe hatte offensichtlich seine weiteren Reserven für seinen weiter nördlich angesetzten Angriff verwendet. Trotzdem musste G.R.409 sein Vorgehen in einem günstigen, da überhöhenden Gelände einstellen, weil zu seinem rechten Nachbarn keine Verbindung bestand. Während das G.R.409 links an den See angelehnt angriff, hatte es G.R.410 in dieser Hinsicht schwerer. Es musste den Feind vor und links neben sich ausräumen und seine sich verlängernde rechte Flanke schützen. Doch bis zum Mittag war auch hier das Angriffsziel erreicht. Die neu gewonnene Hauptkampflinie (HKL) begann südlich der Ausweichstelle Karataj und verlief über Goruschki nach Mikleschi am Südrand des Karataj-Sees. Der Russe erholte sich erst verhältnismäßig spät von seiner Überraschung, doch das “Halten” des Erreichten wurde, wie schon so oft, schwieriger und verlustreicher als der Angriff, besonders infolge des Feuers der Stalin-Orgeln, das bis in den Scherschenka-Grund reichte.
Der Angriff war ein voller Erfolg, für den der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe, Generalfeldmarschall von Küchler, und der Kommandierende General des I. Armee-Korps, General der Infanterie Grase der Division ihre Anerkennung aussprachen. Eine russische Division und eine weitere Brigade wurden größtenteils zerschlagen und eine große Menge Waffen erbeutet.
Die zunächst weniger erfreulichen Ereignisse in der linken Flanke der Division schildern die folgenden zwei Berichte:
Während die Grenadier-Regimenter südlich des Karataj-Sees ihre Bereitstellungsräume für den Angriff bezogen, lag der Gefechts-Troß des I. Bataillon G.R.409 nordwestlich des Sees im Dorf Lobatachewo, das eigentlich zum Abschnitt der linken Nachbardivision gehörte. Bei diesem Troß befand sich der Leutnant Wolschke, ein junger Offizier, erst kürzlich von der Kriegsschule gekommen. Am Morgen des 15.10.1943 hört er gegen 4.00 Uhr lebhaften Gefechtslärm, es muß ganz in der Nähe sein. Nichts Gutes ahnend, steht er auf, schnallt um und eilt hinaus. Noch in der Tür sieht er hinter einem Stallgebäude, nicht weit ab, eine große Anzahl Russen hervorströmen. Die Iwans müssen wohl unbemerkt über den See gesetzt sein, aber er muß hier erst mal fort. Widerstand bleibt zunächst zwecklos, er muss sehen, wo die Kameraden stecken. Während er sich umdreht, um hinter dem Haus in Deckung zu gehen, steht er plötzlich 20 Rotarmisten gegenüber! Der Schreck ist auf beiden Seiten groß, aber der Leutnant fasst sich schneller und ehe die Sowjets zum Schießen kommen, ist er schon weg. Ein paar Schüsse peitschen hinter ihm her, treffen aber nicht. Dem Leutnant ist klar: Wenn der Gegner entlang der Straße weiter vorgeht, gelangt er in den Rücken der angreifenden Division. Ganze 6 Mann kann er im Dorf noch sammeln, 4 Gewehre und 2 Pistolen haben sie nur. Inzwischen sind mindestens 100 Iwans in den Nordostteil des Dorfes eingedrungen. Das kleine Häuflein nimmt unverzüglich den Kampf auf, zieht sich langsam zurück, findet auf der Höhe 179,3 einen Bunker und richtet sich zur Verteidigung ein. Die Sowjets plündern erst einmal Verpflegung und Marketenderwaren. Mittlerweile kommt eigene Verstärkung heran: Hauptmann Kuhr ist von der Division beauftragt, die Abriegelung zu organisieren, er bringt Pak-Geschütze, 2 cm Flak, Soldaten des Radfahr und Pionierzuges unter Leutnant Feichow. Jetzt treten auch die Sowjets zum weiteren Angriff an, sie werden durch unsern Gegenstoß auf das Dorf zurückgeworfen. Als die Iwans erneut angreifen, sind “schwarze” Pioniere unter einem Oberleutnant mit einem Sturmgeschütz heran, das unter den Russen mächtig aufräumt. Als sich der Gegenstoß des linken Nachbarn ebenfalls auswirkt, werden die Russen trotz ihrer vielfachen Überlegenheit aus dem Dorf geworfen. Zusammen mit der Nachbareinheit entsteht eine neue, feste Front. Der Feind hat erhebliche Verluste an Toten, Verwundeten und auch an Gefangenen erlitten. Leutnant Wolschke und seine 6 Mann hatten tapfer den ersten Widerstand geleistet.
Am Nachmittag des 14.10.1943 ging die I./A.R.122 bei der links benachbarten 269. Infanterie-Division hinter der Enge zwischen Karataj- und Bol Iwan-See in Stellung, um die zwei die Enge verteidigenden Heeres-Pionier-Bataillone zu schützen. Beide Bataillone standen seit dem 6.10.1943 im Kampf. Die feindliche Artillerie schweigt, kaum ein Gewehrschuß fällt. Es scheint, als sei man an eine völlig ruhige Front gekommen. Auch in den ersten Nachtstunden hört man nur das Störungsfeuer unserer Artillerie. Doch plötzlich hört man an der Front das wohlbekannte Geräusch von in großer Zahl detonierenden feindlichen Wurfgranaten. Als die Sowjets gegen Morgen in Stärke von 4 Bataillonen mit Panzern angreifen, können die Pioniere im Walde dem Druck nicht standhalten und müssen ausweichen. Wie eine Flut durch einen gebrochenen Deich strömen die Russen ins Hinterland, um hinter den beiden Seen Raum zu gewinnen und gegen die Flanken der durchbrochenen Front vorzugehen.
Die Beobachtungs-Stellen der Artillerie haben den feindlichen Durchbruch gemeldet. Schuß auf Schuß verläßt die Rohre, räumt unter dem Angreifer auf, kann aber die Flut nicht aufhalten. Von den Beobachtungs-Stellen kommt bald keine Nachricht mehr. Schon schlägt feindliches MG-Feuer in die Feuerstellungen. Von Nahbeobachtungen aus wird das Feuer ohne Unterbrechung geleitet, dann hat man den Feind unmittelbar vor sich und die Rohre werden direkt gerichtet. Die Kanoniere, die nicht am Geschütz stehen, verteidigen ihre Batterien mit dem Gewehr, doch bald ist die Munition zu Ende. Schon umgeht der Feind die Feuerstellung, da ergeht der Befehl: “Geschütze zur Sprengung fertigmachen!” Inzwischen werden die Sowjets mit Handgranaten und aufgepflanztem Seitengewehr ferngehalten. Die Sprengungen gelingen. Vor einem Geschützführer steht plötzlich ein Russe mit schussbereiter Maschinenpistole. Der Unteroffizier deutet an, dass er sich ergeben wolle und zeigt auf seine Pistole am Koppel. Als sich der Russe nähert, gelingt es dem Unteroffizier, den Russen niederzuschlagen. Die Geschützbedienung, Funker und Fernsprecher schlagen sich, zum Teil im Nahkampf, nach rückwärts durch.
Der junge Abteilungsführer, Hauptmann Rogge, hat inzwischen auf der Höhe bei seinem Gefechtsstand mit seinem kleinen Stab eine Auffangstellung besetzt und ein leichtes M.G. herangeholt. Der sich nähernde Feind wird in Deckung gezwungen. Ein Panjewagen bringt Munition, die knapp geworden ist, heran. 1 1/2 Stunden liegt der Gegner vor der Höhe fest. Inzwischen hat die Nachbardivision mit ihrer Reserve zum Gegenstoß angesetzt. Die Artilleristen, an ihrer Spitze der Abteilungsführer, stürmen mit. Die erste Höhe wird mit Hurra genommen. Der Feind flieht panikartig. Vor dem Ziel, der Feuerstellung, fällt der tapfere Abteilungsführer durch die Maschinenpistolen-Garbe eines russischen Offiziers, der sich in einer Mulde verborgen hatte. Hauptmann Rogge, die Gefahr für die Flanke der angreifenden Greif-Division erkennend, hatte vorher alle führerlosen Gruppen an sich gezogen und war die Seele des Widerstandes gewesen, auch im heftigsten Feuer. So meisterte er eine schwere Krisenlage und gab dem Kampf um die Seeenge eine entscheidende Wendung. Bis zum Abend konnte die Front geschlossen werden. 700 Tote ließ der Russe zurück. Hauptmann Rogge wurde nach seinem Tod für seinen tapferen, erfolgreichen Einsatz, mit dem er eine große Gefahr für zwei Divisionen abwandte, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.
Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 58, Dezember 1976