geb. 12.8. 1899, gestorben 17. 4. 1956
Kaum siebzehn Jahre geworden tritt Friedrich Joachim Fangohr als Fahnenjunker in das westpreußische Infanterieregiment Nr. 129 ein, das den Namenszug des Generalfeldmarschalls v. Mackensen trägt. Als junger Offizier erlebt er vor Verdun, an der Somme und in Flandern die ganze Schwere der beiden letzten Kriegsjahre und gelangt früh zu menschlicher Reife. Nach Kriegsende resigniert der junge Bataillonsadjutant nicht. Im Freikorps Hasse kämpft er weiter für den Bestand des Reiches und tritt 1920 zum neuaufgestellten Inf.-Regt. 3 mit der Garnison Marienburg über. Hier erlebt er den Volkstumskampf im alten Ordensland und wächst als Ausbildungsoffizier und Bataillonsadjutant in seine späteren Führungsaufgaben hinein.
1930 wird der begabte Offizier zur Generalstabsausbildung nach Dresden versetzt und 1933 als Hauptmann zur Dienstleistung bei der Heeresdienststelle 5 kommandiert. Im Oktober 1936, bereits Major ist er Kompaniechef beim I. R. 103 in Jena und wird aber schon im Juni 1937 wieder zum Generalstab der Heeresgruppe 3 Dresden versetzt und tritt am 1. Oktober als 1. Generalstafosoffzier zur I. Division (mot.) in Magdeburg. Er war einer der ersten, die mit dem Führungsdienst der neuaufgestellten „schnellen Truppen” betraut würde und hat ihnen dann ununterbrochen sieben Jahre lang angehört. Als Ia der 13. (mot.) im Polenfeldzug und Ia des XXXXI. Panzerkorps im Westfeldzug gewinnt er einzigartige Führungserfahrung. Im Februar 1941 wird er als Oberstleutnant Chef des neuaufgestellten LVII. Panzerkorps. In den weiträumigen Operationen dieses Korps in Rußland erweist er sich — seit 1. 2. 1942 Oberst i G. — als ein Führergehilfe, dessen Energie und Tatkraft, wie auch operative Befähigung Herr auch schwerer Krisen wurde und so erreicht ihn schon im Juli 1942 die Ernennung zum Chef des Generalstabs der 4. Panzerarmee (Generaloberst Hoth). Hören wir diesen selbst:
“Es spricht für das menschlich warme Herz des neuen Chefs, Oberst Fangohr, daß er sich in kurzer Zeit das Vertrauen des ganzen Stabes erwarb’. Nicht immer gleichbleibende Ruhe des Chefs, seine gründliche Kenntnis des Generalstabsdienstes, die Verläßlichkeit seines Charakters schufen allmählich auch ein Vertrauensverhältnis zum Oberbefehlshaber, das in den Stunden schwerer Entscheidungen vor Stalingrad und Charkow, bei Abbrechen des Angriffs „Zitadelle” und anschließendem Rückzug über den Dnjepr, bei Kiew und Shitomir seine Probe bestand und sich nach dem Kriege in einer bis zum Tode währenden Freundschaft erweitert.”
Wiederum spricht es für den in den höchsten Führerstellungen des Generalstabs bewährten Generalleutnant, daß er gleichwohl mit ganzem Herzen zur Front strebt. Am 25. August 1944 wird er zum Kommandeur der 122. Infanterie-Division ernannt. Hören wir nun einen der damaligen Regimentskommandeure unsrer Division, Oberst Kliemann, hierüber:
„Die Division kam aus Finnland und war im Raum Walk eingesetzt. Die harten Abwehrkämpfe hatten der Division starke Verluste eingetragen. General Fangohr kam zur rechten Stunde. Er war eine Persönlichkeit, die durch hohes militärisches Können, Umsicht, Entschlossenheit, Tapferkeit gerade in den schweren Tagen einen besonders guten Einfluß auf die Truppe ausübte. Hervorheben möchte ich seine persönliche Verbindung zu Mann und Offizier. Täglich kam er zu den Gefechtsständen, ging in die Gräben, zu den Stützpunkten, hatte immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Truppe und half, wo es nötig war. Es war sein Verdienst, wenn die Division bald wieder die alte Schlagkraft hatte. Unter seiner Führung hat die Division hohe Leistungen vollbracht und den in der Heeresgruppe Nord erworbenen Platz in Ehren gehalten. Sein Weggang wurde von allen Soldaten der Division sehr bedauert. Sein Name bleibt mit ihr unlöslich verbunden.”
Sein letzter Ia und engster Mitarbeiter Oberst Kuntze schreibt uns:
„In jener Zeit in Kurland verlebten wir Tage und Nächte voller Spannung und gefährlicher Krisen, die durch seine ruhige, überlegte Führung immer wieder gemeistert werden konnten. Zu einer Zeit, da sich klar die kommende Katastrophe abzeichnete, war er uns allen das Beispiel selbstverständlicher preußischer Pflichterfüllung, ein General, wie wir uns alle keinen besseren wünschen konnten an Klarheit des Denkens und Handelns, an persönlicher Tapferkeit und an unermüdlicher Fürsorge für alle Soldaten seiner Division.”
Als es vor wenigen Jahren wiederum galt, an altes gutes Soldatentum anzuknüpfen und Erfahrungsgut aus Krieg und Frieden für das neue Heer zu heben und nutzbar zu machen, widmet sich General a. D. Fangohr trotz angespannter Tätigkeit im bürgerlichen Beruf in zahllosen von ihm geleiteten Veranstaltungen diesen hohen selbstgewählten Auftrag mit ganzer Hingabe. Sein früher Heimgang reißt eine schmerzliche Lücke.
Wir sind stolz darauf, ihn zu den Unseren zu zählen.
(Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 13, August 1956)