PK (Propaganda-Kompanie)… Als die Vorausabteilung am Vormittag des 11. Juli 1942 die bewußte Kreuzung passiert, ertönt aus dem Wald unverkennbares Motorengeräusch: feindliche Panzer! Die Bedienung der vorsorglich zur Sicherung aufgebauten Pak macht sich fertig. Der Kommandeur, der selbst beim Geschütz steht, spricht den Männern zu: „Rankommen lassen, ruhig zielen!” Nach wenigen Augenblicken taucht ein olivgrüner Koloß in der Kurve auf. Ein zweiter und ein Panzerspähwagen folgen. Bruchbumm kommt der erste Schuß. Sprengwolke am Turm des Panzers. Volltreffer. Leuchtend bleibt der mächtige Kasten am Straßenrand stehen. Die Überlebenden der Besatzung entwetzt aus den Luken.
Auch der zweite bekommt seinen Teil. In mühsamer, langsamer Rückwärtsfahrt verschwindet er hinter den Bäumen, um – wie später Gefangene aussagen – von dem Panzerspähwagen abgeschleppt zu werden. Am Straßenkreuz bleiben zwei Pak und eine Mg.-Gruppe als Sicherung.
Als der Zugführer sich ein paar Stunden später an dem stillgelegten Panzer, aus dem „übrigens Kartenmaterial mit wichtigen Einzeichnungen geborgen wurde, zu schaffen macht, um ihn völlig betriebsunfähig zu machen, krachen plötzlich Handgranaten: sowjetische Infanterie, die offenbar auch großes Interesse an dem Panzer und seinem leichtsinnig zurückgelassenen Inhalt hat, sitzt im Busch. Es kommt zum Feuergefecht. Aus den Abschüssen geht hervor, daß der Gegner mindestens Kompaniestärke hat, also eine zehnfache Übermacht darstellt. Vor dem übermächtigen Druck muß schließlich die Kreuzung geräumt werden. Die Sicherung zieht sich bis zum nächsten Dorf zurück, beherrscht aber mit ihrem MG weiter die Straße, so daß sich die Russen nicht aus dem Wald hervortrauen.
Gegen Abend trifft Verstärkung ein: drei Lkws mit Pionieren, die weiter vorn einen Brückenkopf erkundet haben, zwei Gruppen einer Aufklärungsschwadron und eine weitere Pak. Man beschließt sofortigen Gegenangriff und zwar sollen die Pioniere den Wald parallel zur Hauptstraße durchkämmen, während Pak und Aufklärungsgruppen das Straßenkreuz wieder besetzen und frontal vorgehen.
In den nächsten Minuten überstürzen sich die Ereignisse. Als die Pak auf der Kreuzung in Stellung gehen und Sekunden später die ersten Schüsse fallen, turnt auf dem Turm des abgeschossenen Panzers ein Rotarmist herum. Mehrere Volltreffer werfen ihn zerfetzt auf die Straße. Im gleichen Augenblick aber geht im ganzen Wald heftiges Gewehr- und Maschinengewehrfeuer los. Es muß weit mehr als eine Kompanie sein, was da im Busch steckt, sonst wäre ein solcher Feuerzauber nicht möglich. Langsam kommen dann von links die Pioniere heran, meterweise weicht vor uns der Gegner zurück. Handgranaten detonieren, die Pak schießt mit Sprenggranaten ins Unterholz. Anschwellender Gefechtslärm läßt erkennen, daß an verschiedenen Stellen harter Widerstand geleistet wird. Nach einer halben Stunde werden die MG-Serien und der Schußwechsel der Gewehre seltener. Der Wald ist geräumt, die Reste des Gegners entfliehen in der Dämmerung ins unübersichtliche Wiesengelände.
Und dann kommt die große Überraschung, in Trüppchen‚ Trupps und Zügen kommen die Gefangenen aus dem Wald. 17, 28, 50, 80, 102 sind schließlich an der Kreuzung versammelt. Im Unterholz, keine 50 Meter von der Hauptstraße, werden 15 schwere Maschinengewehre gefunden. Dutzende von leichten MGs und hunderte von Gewehren liegen überall im Wald. Die Aussagen der Gefangenen erklären das Rätsel: ein ganzes Bataillon der Roten Armee ist von unseren 120 Mann in einer halben Stunde zerschlagen, zersprengt oder aufgerieben worden.
Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 22, September 1960