Vermisst nach Kriegsende

Zur Vermißtenliste am Schluß des Rundbriefs Nr. 6 schreibt Kamerad Alfred Wetten folgendes:

„Ab Februar 1945 war ich als Hauptmann zum Führungsstab 122. I. D. versetzt und habe dort die letzten schweren Kämpfe bis zum bitteren Ende miterlebt. Am Kapitulationstag (8. Mai 1945) beschloß ich mit ca. 10—15 anderen Angehörigen des Stabes, durch die russische HKL durchzubrechen und durch das Hinterland bis nach Hause zu marschieren. Diese Gruppe könnte sich mit den von Ihnen als vermisst angegebenen Angehörigen des Kdo. 122 I.D. decken. Mit Bestimmtheit waren jedoch folgende von Ihnen genannten Kameraden dabei:

  • Major Hiemenz (II a)
  • Oblt. Wiehert
  • Oblt. Mangold
  • Sf. Hofedietz (Dolmetscher bei Ic)
  • Hfw. Kubisch

An Hfw. Kubisch hatten sich weitere Dienstgrade und Mannschaften des Stabsquartiers angeschlossen. Ich kann jedoch nicht mehr sagen, ob mir die anderen Namen Ihrer Vermißtenliste des Div. Kdos. aus diesem Zusammenhange oder aus den vorangegangenen Monaten erinnerlich sind. Außerdem war bei dieser Gruppe noch Oblt. Eismann (Ic), der in Ihrer Vermißtenliste nicht genannt ist.

In der ersten Nacht unseres Durchbruchversuchs hatten wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt und ab da den Zusammenhang verloren. Bei meiner Gruppe befanden sich weiterhin Oblt. Eismann, Sf. Hofedietz, Hfw. Kubisch und andere mir nicht mehr erinnerliche Dienstgrade und Mannschaften. In der Nacht 9./10. Mai durchstießen wir unbemerkt nordostwärts von Frauenburg die russische Sperrlinie entlang der früheren HKL. In der nächsten Nacht konnten wir auch die von Frauenburg ostwärts führende Straße in südlicher Richtung überqueren. Am darauffolgenden Morgen trat ich in dem Gelände einer früheren Kurlandschlacht — von dem wir uns schon lange abgesetzt hatten auf eine S-Mine und mußte, nachdem wir noch den Tag gemeinsam in Deckung verbracht hatten, beim Weitermarsch der Gruppe schwerverwundet liegengelassen werden. Nach fünf Tagen wurde ich dann von einer russischen Einheit gefunden, die das Gelände auf verborgene Zivilisten durchkämmte und nach etlichen „Hindernissen” auch einem russischen Verbandsplatz zugeführt.

Von den übrigen Angehörigen der Gruppe hatte ich dann auch in Gefangenschaft — ich lag noch zwei Jahre im lettischen Raum — nichts mehr gehört. Falls keine späteren Nachrichten mehr vorliegen sollten, müßte m. E. leider angenommen werden, daß sie von Russen entdeckt und aufgerieben worden sind.”

Es würde uns sehr interessieren, von Kameraden, die an diesem Unternehmen beteiligt waren, über den Verlauf und über den Verbleib der einzelnen Kameraden Nachricht zu bekommen.


Kamerad Günter König schreibt uns folgendes zur Vermißtenliste:

„Am Abend des 8. Mai 1945 habe ich mit mehreren Kameraden, um der Gefangenschaft zu entgehen, den Fußweg nach Deutschland gewählt. Wir waren ungefähr 20—23 Mann und teilten uns beim Gef. Std. der Division in zwei Gruppen. Eine übernahm Sonderführer Hofedietz, eine ich. Bei Hofedietz war u.a. auch Oblt. Wiehert. Wir hatten einen ersten Treffpunkt an einer Försterei vereinbart, aber leider kam H. nicht an. Was aus dieser Gruppe geworden ist, weiß ich nicht. Bei mir waren u. a. Hptm. Wettengel, Oblt. Eismann, Hptfw. Kubisch, Oberschirrmeister der Division (Kreis?), Ofw. und IIa Schreiber der Division (Name leider entfallen), Ogefr. Kurt Kiesel 14/409. Hptm. Wettengel lief am 3. Tage auf eine Mine, und wir legten ihn in die Nähe einer russischen Troßstellung, da er am Bein stark verwundet war, nachdem er verbunden und mit Eßwaren versorgt wurde. Oblt. Eismann geriet nachts den Russen in die Hände und war für uns verloren. Hpbfw. Kubisch und die anderen Kameraden suchten beim Durchschwimmen eines Flusses in der Nähe der Memel einen Übergang, gerieten dabei aber in die Hände der Russen und wurden von mir nicht mehr gesehen. Kiesel und ich entkamen schwimmend und erreichten nach Tagen die Gegend um Neidenburg. 1946 trennten wir uns, da er nach Oberschlesien wollte. Im November 1948 kam ich nach Westerland.

Vielleicht ist einer der Hofedietz-Gruppe inzwischen zurückgekehrt und kann nähere Angaben machen; ich habe nichts mehr gehört.”


Uffz. ZimmermannFräulein Erna Zimmermann, Köln-Ehrenfeld, Gutenbergstr. 65, sucht ihren Bruder Hermann Zimmermann, geb. am 6.1.1908, der als Uffz. dem Regt.-Stab 410 (Schreibstube)‚ Feldpost Nr. 108 866 angehört hat. Laut Heimkehrer-Erklärung des Kameraden Paul Waldau, Epe, Krs. Ahaus (Westf.), kam er zusammen mit Uffz. Z. am 8.3.1945 bei Frauenburg in Gefangenschaft und zwar zunächst in das Sammellager Mitau/Lettland.

Während Kamerad Waldau nach etwa 4 Wochen nach Moskau transportiert wurde, blieb Uffz. Zimmermann mit weiteren Kameraden des Regt.-Stabes 410 u. a. mit Stabsgefr. Rudolf Konrad, Hamburg, Moorbirkenkamp 8., Uffz. Erich Trocha (?), Bremen-Grohn, Schönebeckerstr. 48, Oberfeldw. Hans Springsfeld, Köln-Mülheim, Am Springborn 4, im Lager Mitau.

Wer kann über den Verbleib des Kameraden Uffz. Zimmermann Auskunft geben? Können die vorstehenden Kameraden noch Angaben über dieses Vermißten-Schicksal machen?

Mitteilungen sind. bitte an die Redaktion des Ältundbriefes zu richten.

(Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 21, Juni 1960)


Hauptmann HermersdörferHerr Revierförster  i. R. „Alfried Hermersdörfer, Lenting bei Ingolstadt (Donau), bittet uns um Aufnahme einer Suchanzeige über seinen noch nicht heimgekehrten Sohn Karl Hermersdörfer, geb. am 14.8.1918 in Küstrin, Beruf Revierförster, Hauptmann Hermersdörfer führte bis zum 8.5.1945 das II./411 und geriet bei Frauenburg in russische Gefangenschaft. Er kam schon 1945 in das Lager Borowitschi, von wo aus er mehrere Fluchtversuche unternommen haben soll. Danach wurde er nach Angaben seines Vaters in das Lager Swerdlowsk transportiert. Heimkehrer sollen ausgesagt haben, daß Hauptmann Hermersdörfer noch im Jahre 1953 entweder im Lager Dechtjarka oder Asbest (Asbert?) gesehen worden sei.

Wer kann über das Schicksal unseres Kameraden Hauptmann Hermersdörfer etwas aussagen? Wer ist mit ihm zusammen wo und wann in Gefangenschaft gewesen?

Auskünfte sind bitte an die Redaktion des Rundbriefes zu richten.

(Quelle: Vereinigung Angehöriger der ehemaligen 122. (Greif) Inf.-Division, Nr. 21, Juni 1960)